Regelmäßige orale Prophylaxe beugt Mund- und Zahnerkrankungen vor

Regelmäßige orale Prophylaxe beugt Mund- und Zahnerkrankungen vor

Ein wesentlicher Bestandteil der zahnmedizinischen Betreuung und Beratung sollte es daher sein, bei Patienten ein Bewusstsein für die Bedeutung präventiver Maßnahmen zu schaffen und sie zu einer guten Mundhygiene anzuleiten. Dies fördert ihre Bereitschaft zur Mitarbeit und ihre Adhärenz.

Eine kompetente und sensible Beratung durch den Dentalexperten sowie ein durchdachtes 3-fach-Prophylaxe-Konzept für die häusliche Mundhygiene aus Zähneputzen, Interdentalraumpflege und antibakterieller Mundspülung können das Bewusstsein für die Bedeutung umfassender präventiver Maßnahmen verbessern und auch die Basis einer erfolgreichen Patientenbindung bilden.

Adhärenz: Definition und Bedeutung

Der Begriff der Adhärenz umfasst nicht nur die eigen motivierte, regelmäßige Anwendung von medizinisch sinnvollen Maßnahmen oder von Arzneimitteln, sondern auch die selbstständige und intrinsisch motivierte Durchführung von gesundheitsrelevanten Verhaltensänderungen.1 Im Gegensatz zur Compliance, mit der die reine Umsetzung der ärztlichen Anordnung durch den Patienten beschrieben wird, beinhaltet die Definition der Adhärenz, dass der Patient mit den Empfehlungen einverstanden ist, dass er aktiver Partner bei der Umsetzung ist. Das Einhalten von Therapieplänen liegt in der gemeinsamen Verantwortung von medizinischem Fachpersonal und Patient. Beide Seiten sollten möglichst gleichberechtigt zusammenarbeiten.2

Adhärenz bedeutet bezogen auf den Patienten, dass er aktiv an seinem Prophylaxekonzept oder Gesundungsprozess mitwirkt und bereit ist, den zahnärztlichen Empfehlungen zu folgen. Er muss die Gründe für die Empfehlungen kennen und verstehen. Die Bedeutung der Empfehlungen für sein Wohlergehen muss für ihn klar sein.2

Für das Fachpersonal bedeutet es, den Patienten zu den Zielen der empfohlenen Maßnahmen zu informieren und aufzuklären und die Behandlung an die individuellen Möglichkeiten und Bedürfnisse des Patienten anzupassen. Zwischen Patient und Behandler muss eine auf Vertrauen und Dialog basierende Beziehung entstehen.3

Maßnahmen zur Verbesserung der Adhärenz

Es ist allgemein akzeptiert, dass eine regelmäßige orale Prophylaxe das Fundament von Zahn- und Mundgesundheit bildet. Hierbei sind eine ständige Bestärkung und Motivation durch das zahnärztliche Team erforderlich, damit der Patient regelmäßig und umfassend seine Hygienemaßnahmen durchführt. Oft nimmt die Motivation nämlich über die Zeit ab, wobei sich bei Patienten mit Parodontalbehandlung in retrospektiven Studien die höchsten Abbruchraten im ersten Jahr fanden.3 Dennoch ist festzuhalten, wenn es nach einer gewissen Zeit geschafft ist, es zu einer Routine beim Patienten wird.

Anhand der Faktoren, die die Adhärenz beeinträchtigen können, wurde die so genannte AIDES-Methode entwickelt:3

  • A: Assessment: Überprüfung aller therapeutischen Maßnahmen
  • I: Individualisierung aller Maßnahmen
  • D: Dokumentation: der Patient sollte Informationsblätter und Dokumentationsbögen erhalten, um die Kommunikation mit dem Arzt zu verbessern
  • E: Edukation: der Patient muss genau und regelmäßig zu den Maßnahmen informiert werden, wobei die Informationen auf seine individuellen Bedürfnisse anzupassen sind
  • S: Supervision: der Patient sollte möglichst regelmäßig überwacht und dabei wieder motiviert werden

Die Anwendung aller dieser Maßnahmen ist in der Summe allerdings kompliziert. Sinnvoll scheint es auf jedem Fall zu sein, die Maßnahmen auf den Lebensstil des einzelnen Patienten anzupassen.4

Beratung und Motivation

Ideale Ansprechpartner für alle Fragen der Mundgesundheit sind Zahnarzt und Dentalhygieniker. Für den Patienten sind Kenntnisse über Befund, sein individuelles Erkrankungsrisiko sowie konkrete Behandlungsempfehlungen von zentraler Bedeutung. Im Prophylaxegespräch werden individuelle Bedürfnisse und Unsicherheiten des Patienten bezüglich seiner täglichen Mundhygiene angesprochen und Prophylaxewissen gezielt an den Patienten weitergegeben. Dabei gilt es auch, individuelle Risiken einzuschätzen, etwa wenn ein Patient raucht, einer gesundheitlichen Risikogruppe angehört oder motorische Einschränkungen bestehen. Ebenso ist es hilfreich, wenn im Gespräch geklärt wird, ob ein Patient zu Zahnsteinbildung neigt, einen erhöhten Fluoridierungsbedarf aufweist oder unter Mundgeruch leidet.

Zur optimalen zahnmedizinischen Prophylaxe gehören nicht nur eine gründliche Mundhygiene, sondern auch eine angepasste Ernährung, die ausreichende Fluoridanwendung und regelmäßige Zahnarztbesuche.

Zweimal täglich 3-fach-Prophylaxe

Eine der wirksamsten Maßnahmen, um Zähne und Zahnfleisch langfristig gesund zu halten, ist die Kontrolle des dentalen Biofilms. Basis ist die Zahnreinigung mithilfe von Zahnbürste und Interdentalbürste oder Zahnseide. Viele Patienten schaffen es jedoch mit der mechanischen Reinigung alleine oftmals nur unzureichend den dentalen Plaque zu reduzieren. Dadurch können sich Bakterien schneller vermehren und neuen Zahnbelag bilden. Um auch für Zahnbürste und Zahnseide nicht oder nicht ausreichend zugängliche Regionen zu erreichen, sind Mundspüllösungen (z.B. Listerine®) eine sinnvolle Ergänzung. Gerade Mundspüllösungen lassen sich vom Patienten sehr einfach anwenden, so dass mit einer solchen Empfehlung die Adhärenz möglicherweise weiter verbessert  werden könnte. Die Mundflora bleibt zudem auch bei langfristiger Anwendung von Listerine® Mundspülungen im Gleichgewicht und es sind keine Verfärbungen an den Zähnen zu erwarten.5

Bei der zweimal täglich anzuwendenden 3-fach-Prophylaxe wird die mechanische Zahnreinigung mit der Zahnbürste sowie die Interdentalreinigung mit Zahnseide oder Interdentalbürste mit einer Mundspüllösung mit antibakterieller Wirkung optimiert, um ein effektives Biofilmmanagement zu erreichen. Diesen Zusatznutzen antibakterieller Mundspülungen bestätigt auch die im November 2018 veröffentlichte S3-Leitlinie „Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis“. Die Ergebnisse zeigen: Nur für ätherische Öle (wie in Listerine®) und Chlorhexidin (CHX) liegt eine hervorragende Datenlage vor, gleichzeitig weisen beide Wirkstoffe einen großen Effekt auf Plaque und Gingivitis auf. Zudem überzeugen ätherische Öle auch bei langfristigem Gebrauch: „Gegenüber CHX und Aminfluorid/Zinnfluorid (ASF) treten auch bei einer Langzeitverwendung keine oralen Verfärbungen auf“.6

1 Sabate E, et al. Adherence to long-term therapies. Evidence for action. World Health Organization 2003.

2 Echeverría JJ, Echeverría A, Caffesse RG. Adherence to supportive periodontal treatment. Periodontol 2000 2019;79:200–09.

3 Bergman-Evans B. AIDES to improving medication adherence in older adults. Geriatr Nurs 2006;27:174-82;

4 Aronson JK. Compliance, concordance, adherence. Br J Clin Pharmacol 2007;63:383–84.

5 Stoeken JE, Paraskevas S, van der Weijden GA. The long-term effect of a mouthrinse containing essential oils on dental plaque and gingivitis: a systematic review. J Periodontol 2007;78:1218–28.

6 DG PARO, DGZMK. S3-Leitlinie (Kurzversion): Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis. Parodontologie 2018.

 

Quelle: zwp-online