Wie wichtig ist Fluorid für die Zahngesundheit?

Wie wichtig ist Fluorid für die Zahngesundheit?

Um Fluorid ranken sich zahlreiche Mythen und Verschwörungen: Einige sind der festen Überzeugung, Fluorid würde uns verabreicht, um uns dumm und krank zu halten – damit wir nicht nur willenlos konsumieren, sondern auch der Pharmaindustrie ordentliche Gewinne einfahren. Andere meinen, dass Fluorid ein Abfallprodukt der Metallindustrie ist – und somit auf keinen Fall gut sein kann. Was ist da dran? Zunächst einmal ist es wahr, dass Fluorid in der Metallindustrie verwendet wird – und sogar in der Glasherstellung, denn es eignet sich bestens als Flussmittel. Es ist also ein wichtiger Bestandteil der Abläufe, der wohl kaum einfach als Abfallprodukt in Zahncreme gepumpt wird. Und weiter?

Fluor oder Fluorid – Zwei Buchstaben, die über Ihre Gesundheit entscheiden

Viele Ängste vor Fluorid entstehen aus der Verwechslung mit Fluor. Dabei handelt es sich um ein giftiges Gas, im Periodensystem unter der Ordnungszahl 9 zu finden, das ab -180°C flüssig wird und stark ätzend wirkt. Würden Sie das über Zahnpasta, Mineralwasser oder Leitungswasser konsumieren, wäre das tatsächlich fatal. Ein kurzer Blick auf die Tube verrät Ihnen jedoch, dass in der weißen Paste nur Fluorid enthalten ist – meist in den Verbindungen Aluminiumfluorid oder Natriumfluorid. Es handelt sich also nicht um einen Giftstoff, sondern um ein Salz des Elements Fluor.

Die Dosierung macht es

Nun könnte man jedoch trotzdem noch damit argumentieren, dass Fluorid in der Zahnpasta schädlich ist. Schließlich zeigt beispielsweise ein kurzer Blick auf Wikipedia, dass Natriumfluorid giftig ist – und das kann es tatsächlich sein, wenn Ihre Zahnputzroutine wie folgt aussieht: Statt sich zwei- bis dreimal täglich die Zähne zu putzen und die Zahnpasta anschließend auszuspucken, verzehren Sie eines Tages den Inhalt von 20 bis 40 Tuben auf einmal und fallen nach kurzer Zeit tot um. Das ist die Menge an Fluorid, die Sie als erwachsener Mensch aufnehmen müssten, um ernste Schäden bis hin zum Tod davonzutragen. Doch wahrscheinlich würden Sie sich schon spätestens nach der zweiten Tube übergeben müssen.

Wie bei so vielen anderen Dingen gilt also auch bei Fluorid: Auf die Dosierung kommt es an. Und so kann ein stark erhöhter Konsum über Jahre hinweg tatsächlich zu einer Knochenfluorose führen, bei der die Knochen an Elastizität verlieren. Mit normalem Zähneputzen ist das jedoch unwahrscheinlich, und auch die Ernährung führt nicht zur Vergiftung, denn: Im deutschen Trinkwasser sind nur natürliche, niedrige Fluoridkonzentrationen enthalten. Fluoridiertes Speisesalz ist erst dann schädlich, wenn Sie auch hier erhöhte Mengen zu sich nehmen – und dann wird Ihnen eher der Salzkonsum zu schaffen machen. Selbst in Lebensmitteln wie Vollkornbrot, schwarzem Tee oder Nüssen ist nur so wenig Fluorid enthalten, dass Sie es letztendlich über Zahnpasta zuführen müssen, damit es Ihren Zähnen effektiv gegen Karies hilft. Damit kommen wir auch schon zur nächsten wichtigen Frage unseres Beitrags: Wie wichtig ist Fluorid für die Zahngesundheit?

Fluorid unterstützt Sie bei der Kariesprävention

Fluorid spielt für die Zahngesundheit eine entscheidende Rolle – darüber sind sich Wissenschaftler und Zahnärzte einig:
• 96 klinische Studien, ausgewertet durch die Cochrane Collaboration, belegen, dass Fluorid Karies nachweislich verhindert
• Ebenfalls beweist eine mehrjährige Studie, dass fluoridhaltige Zahnpasta einer der Hauptgründe ist, warum Kariesinfektionen in den letzten 25 Jahren stark zurückgegangen sind
• Und auch die Bundesärztekammer ist durch über 300.000 Studien zu dem Ergebnis gekommen, dass Fluorid nicht schädlich ist und rät ausdrücklich dazu, fluoridhaltige Zahnpasten zu verwenden.

Um zu verstehen, warum genau Fluorid so wichtig für Ihre Zähne ist, müssen wir uns zunächst den Aufbau eines Zahns ansehen. Einfach gesagt besteht der aus Zahnschmelz, Dentin und dem Mark im Inneren. Beim Zahnschmelz handelt es sich um die härteste Substanz des menschlichen Körpers, die Ihre Zähne vor äußeren Einflüssen wie Kälte, Säure, Abnutzung und Bakterien schützt. Um diese Substanz auch auf Dauer aufrecht zu erhalten, braucht es neben einer guten Zahnhygiene auch den sogenannten Remineralisierungs-Prozess. Wird der Zahnschmelz während der Nahrungsaufnahme angegriffen und aufgeweicht, helfen Fluorid, Kalzium und Phosphat dabei, diesen wieder zu reparieren und zu härten. Das funktioniert jedoch nur bei kleinen, kurzfristigen Beschädigungen – oder anders gesagt: Fluorid hilft zwar den Zähnen, ersetzt aber nicht die Mundhygiene und ist damit auch kein einhundertprozentiger Schutz gegen Karies.

Wie sollten Sie Fluorid aufnehmen?

Fluorid lässt sich systemisch und lokal zuführen. Die systemische Zufuhr, die heute als überholt gilt, stellt dem Körper Fluorid über die Nahrung, fluoridiertes Trinkwasser oder Fluoridtabletten zur Verfügung. Systemische Fluoridierung beruht auf der Annahme, dass Zähne eine dauerhafte Fluoridzufuhr benötigen, doch heute weiß man, dass Fluorid besser wirkt, wenn es den Zähnen zentral und direkt zugeführt wird. Besonders Fluoridtabletten werden in vielen Ländern nicht mehr eingesetzt, da sie neben der ungenauen Wirksamkeit leicht überdosiert werden können.

Damit wären wir beim Fluorid in der Zahnpasta angelangt. Denn neben fluoridiertem Speisesalz – das den Fluoridgehalt während der Mahlzeit direkt im Mund erhöht und so sofort für die Remineralisierung genutzt werden kann – ist die eine der besten Möglichkeiten, Ihren Zähnen zur Kariesprävention genügend Fluorid auf die richtige Weise zur Verfügung zu stellen. Ebenso geeignet ist die lokale Fluoridierung, die Ihr Zahnarzt nach der Behandlung direkt auf die Zahnoberfläche aufträgt, damit sie von dort aufgenommen werden und den Zahnschmelz stärken kann.

Halten wir nach diesem Beitrag also fest: Fluorid ist keinesfalls ein giftiger Stoff, auf den Sie unbedingt verzichten sollten – und das wurde auch in ausreichend Studien nachgewiesen. Verzichten Sie deshalb nicht auf die fluoridhaltige Zahnpasta, sondern unterstützen Sie Ihre Zähne bei der Kariesprävention und lassen Sie sich von Mythen und Gerüchten keine Angst machen – meist basieren die nämlich auf ungenau gelesenen oder nicht besonders aussagekräftigen Studien und Missverständnissen aller Art.

 

Quelle: drgal.de